Dr. Klaus Heer

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Was Sie von mir nicht erwarten können

ICH WERDE IHR PROBLEM NICHT «LÖSEN», wie man das von einer algebraischen Aufgabe oder vom Märchen gewohnt ist. Anbieten kann ich meine menschlich begrenzte professionelle Kompetenz und meine Lust, mit Ihnen beiden zusammenzuarbeiten.

ICH WERDE NICHT DAHIN WIRKEN, Ihren Partner, Ihre Partnerin nach Ihren Wünschen und Vorstellungen zu verändern. Das kann ich nicht; und selbst wenn ichs könnte, würde ichs nicht tun, weil damit unsere Dreier-Zusammenarbeit erschwert oder verunmöglicht würde.

ICH WERDE NICHT DEFINIEREN, was «normal», «natürlich» und «richtig» ist in «guten» Beziehungen. Mir liegt viel mehr daran, Sie zu ermutigen, herauszufinden, auf was für eine Beziehung Sie beide sich einigen können.

ICH WERDE ES NICHT SCHAFFEN, aufzudecken, «warum» Sie Probleme haben miteinander. Mir ist viel wichtiger, dass wir zusammen den Ausweg aus der gegenwärtigen Unwirtlichkeit suchen und finden und Ihre Beziehung wieder eine lebenswerte Perspektive bekommt.

ICH WERDE IHNEN NICHT HELFEN, Ihre Probleme noch ausgeklügelter zu beschreiben und zu «verstehen». Wenn Sie Ihre «Muster» und «Mechanismen» kennen, sind Sie der Problemlösung kaum näher. Sie müssen damit rechnen, dass ich Ihre Such- und (Nicht-) Finde-Gewohnheiten verwirre - womöglich eine Voraussetzung für einen kreativen Neustart.

ICH WERDE NICHT MITMACHEN, wenn es darum gehen sollte, die «Schuld» an Ihren Problemen zu platzieren. Viel eher unterstütze ich Sie beide, herauszuarbeiten, was Sie beide je konkret zu einer für beide attraktiven Lösung beitragen können.

Nach Abschluss der Paartherapie werde ich Sie vielleicht zu einer rückblickenden Fragenbogen-Einschätzung unserer Zusammenarbeit einladen. Diese Rückmeldung gibt Ihnen Gelegenheit, mich und meine Arbeit Punkt für Punkt einzustufen und mit Ihren Erwartungen zu vergleichen. Den Feedback-Fragebogen können Sie hier herunterladen oder online ausfüllen.

Kleiner Exkurs: Was ist ein Paar-«Problem»?

Seit 1974 bin ich selbstständig arbeitender Paartherapeut. Ausbildung und Erfahrung haben mir zur vielleicht wichtigsten Berufs-Qualifikation verholfen: Ich habe fast keine Angst mehr vor Paaren. Mit entspanntem Kopf und wachem Interesse kann ich mich den Themen zuwenden, mit denen die zwei zu mir kommen: meist eine geballte, lang angestaute Ladung an Nöten, Zwisten und Ausweglosigkeiten. Fast immer haben sie eine längere Geschichte von misslungenen Versuchen hinter sich, mit ihren Schwierigkeiten klarzukommen. Ein externer Experte wie ich kann die Chance bieten, die Suche nach neuen und ungewohnten Lösungsversuchen effizient und neutral zu begleiten.

Häufig suchen Paare die Lösung ihrer Probleme darin, dass sie versuchen, deren «Ursachen» auf den Grund zu kommen und die «Mechanismen» zu verstehen, die den beiden zusetzen. Dabei machen sie die unangenehme Erfahrung, dass sie sich mehr und mehr im Problemgestrüpp verheddern, die Uebersicht verlieren und sich immer unsicherer und ohnmächtiger fühlen. Vor allem aber geht ihnen ganz und gar jene Freude am Gespräch miteinander verloren, die sie einst – beim Beziehungsstart – so verzückt hatte. Miteinanderreden wird eine Veranstaltung, die einen das Fürchten lehren kann, weil es ziemlich qualvoll geworden ist für beide. Und ineffizient obendrein.

Viele Paare stellen fest, dass ihre «Kommunikation» unbefriedigend geworden ist. Sie sagen, sie könnten «nicht mehr miteinander reden», es komme ihnen so vor, als sprächen Sie «nicht mehr die gleiche Sprache», als missverstünden sie sich bei jeder beliebigen «Kleinigkeit», als seien sie einander fremd geworden. Bei der Zusammenarbeit mit diesen Paaren stellt sich oft heraus, dass die Schwierigkeit gar nicht beim Reden liegt; vielmehr sind die Hörgewohnheiten der beiden sanierungsbedürftig. Wenn niemand da ist, der hört, was der andere sagt, bedeutet dies eine ernsthafte Stoffwechselstörung innerhalb des Beziehungsorganismus: Niemand wird sich verstanden fühlen, man entfremdet sich. Eine Paartherapie-Sitzung bietet die Gelegenheit, soziale und kommunikative Fertigkeiten kennenzulernen und konkret umzusetzen, die für eine Zweierbeziehung grundlegend und unentbehrlich sind.

Ein «Problem» ist ja meistens so definiert, dass die Beziehung (d.h. der Partner/die Partnerin!) nicht so ist, wie sie sein sollte. Das heisst, zwischen dem Ist-Zustand und dem Soll-Zustand klafft eine zu grosse Lücke, als dass sie erträglich wäre. Nun gibt es drei Möglichkeiten, wo Veränderungsbemühungen angesetzt werden können: beim Ist-Zustand (z.B. investiert das Paar mehr Zeit für einander), beim Soll-Zustand (die beiden schrauben die Erwartungen aneinander herunter) oder bei Ist und Soll gleichzeitig. Natürlich hat alles seinen Preis – meistens für die beiden Partner unterschiedliche Preise! – nur sehen sich die meisten Paare nicht in der Lage, einander offen und direkt diese Unterschiede klar zu machen, und über die Art und die Höhe des Preises für beide realistisch zu verhandeln. Das können sie in einer Paartherapie lernen – wenn sie möchten – so dass sie sich nicht nur wohler und aufgehobener fühlen in der Beziehung, sondern auch gerecht und gleichgewichtig belastet.

Probleme verlieren einen rechten Teil ihres Schreckens und ihres Gewichts, wenn sie neu identifiziert, benannt und angefasst werden. Beziehungen geraten häufig ins Schlingern, weil vor lauter (verständlicher) Enttäuschung vernachlässigt und auf Diät gesetzt werden; sie verkümmern und verwahrlosen – was die gegenseitige Enttäuschung weiter vertieft. Unter dem ganzen Wust von schlechten Gefühlen und grassierender Ratlosigkeit gehen die starken und kreativen Ressourcen von Mann und Frau vergessen – nicht aber verloren! Eine geglückte Zusammenarbeit zwischen dem Paar und dem Paartherapeuten wird sich darum um beides kümmern: um die Probleme und mehr und mehr um die verschütteten Kräfte, mit deren Hilfe die beiden (wieder) Freude aneinander bekommen können.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor