Schweizer Illustrierte vom 19. Januar 2020
«Dieses Verhalten ist Gift für eure Beziehung»
Vielen Eltern fällt es schwer, die Liebesbeziehung in den Elternalltag zu integrieren. Wieso eigentlich? Das hat vor allem mit einem Fehler zu tun, den viele Paare begehen, sagt Paartherapeut Klaus Heer.
VON KLAUS HEER
VON KLAUS HEER
1. Mangelnde Akzeptanz der Veränderung
«Ein Paar liebt sich. Die beiden werden Eltern. Ihre Beziehung wird zur Unkenntlichkeit umgekrempelt. Ohne dass jemand irgendetwas falsch gemacht hätte. Wer das alles nicht weiss oder partout nicht wahrhaben will – obwohl es doch offensichtlich ist – wird es schwer haben. Sich selbst und der Liebe das Leben schwer machen. Will heissen, niemand braucht sich gegen den extremen zweisamen Klimawandel zu stemmen. Das wäre strikt kontraproduktiv.»
2. Zu viel Romantik
«Man sollte ein Kind nicht als Krönung der Liebe definieren. Damit versucht man die Elternschaft romantisch zu optimieren. Das wird misslingen. Denn Elternwerden ist der Start in ein lebenslanges gemeinsames Projekt mit viel Aufwand und unzähligen Grenzerfahrungen. So ist krasse Ernüchterung unvermeidlich. Erwartung erweist sich immer als ein Synonym für Problem. Oder anders ausgedrückt: Nüchtern hat man mehr von der Liebe als benebelt.»
3. Das Märchen von der Vereinbarkeit
«Vereinbarkeit ist das verführerische Zauberwort, das herumgeistert, wenn es um Paar, Familie und Liebesbiografie geht. Presse, Beratungsliteratur und Onlineforen suggerieren einstimmig, Liebesbeziehung und Elternschaft liessen sich unter einen Hut bringen. Man brauche sich nur ausreichend Mühe zu geben. Das ist tückische Naivität und systematische Überforderung. Wer Kinder will, wird Eltern und verliert den Wohlfühlstatus der Liebschaft.»
4. Der Verliebtheit nachtrauern
«Elternschaft definiert die Liebe zwischen Mann und Frau radikal um. Die neue Liebe heisst fortan Solidarität, Hingabe, Ja zur total veränderten Alltagsrealität. Sie verlangt den Abschied vom blühenden Liebes-Frühling; dieser lässt sich nicht krampfhaft zurückhalten. Lieben heisst jetzt, den neuen Liebes-Sommer zu umarmen, der seinen ganz anderen herben Charme entfalten will. Elternschaft ist die aktuelle Liebesform. Liebschaft ist Geschichte.»
5. Zu klein denken
«Man denkt, man schafft es zu zweit. Aber das ist leider selten der Fall. Also wieso wagt man nicht über die Kleinfamilie hinaus denken? Jedes Paar kennt in seiner Umgebung Paare, die auch Eltern sind oder geworden sind. Junge oder werdende Eltern können sich zusammentun, einander informieren und unterstützen. Nie war es einfacher, solche Kontakte zu knüpfen und die Einsamkeit zu zweit zu überwinden. Das Internet machts möglich und leicht.»
Zur Auflösung
Ihr ahnt es bestimmt: Falsche Erwartungen sind laut Klaus Heer das Schlimmste, was man einer Liebesbeziehung antun kann. Also falls ihr bald ein Kind auf der Welt willkommen heissen dürft, erwartet, dass es richtig dicke kommt.
Spoiler: Das wird es! Aber das ist ok.
«Ein Paar liebt sich. Die beiden werden Eltern. Ihre Beziehung wird zur Unkenntlichkeit umgekrempelt. Ohne dass jemand irgendetwas falsch gemacht hätte. Wer das alles nicht weiss oder partout nicht wahrhaben will – obwohl es doch offensichtlich ist – wird es schwer haben. Sich selbst und der Liebe das Leben schwer machen. Will heissen, niemand braucht sich gegen den extremen zweisamen Klimawandel zu stemmen. Das wäre strikt kontraproduktiv.»
2. Zu viel Romantik
«Man sollte ein Kind nicht als Krönung der Liebe definieren. Damit versucht man die Elternschaft romantisch zu optimieren. Das wird misslingen. Denn Elternwerden ist der Start in ein lebenslanges gemeinsames Projekt mit viel Aufwand und unzähligen Grenzerfahrungen. So ist krasse Ernüchterung unvermeidlich. Erwartung erweist sich immer als ein Synonym für Problem. Oder anders ausgedrückt: Nüchtern hat man mehr von der Liebe als benebelt.»
3. Das Märchen von der Vereinbarkeit
«Vereinbarkeit ist das verführerische Zauberwort, das herumgeistert, wenn es um Paar, Familie und Liebesbiografie geht. Presse, Beratungsliteratur und Onlineforen suggerieren einstimmig, Liebesbeziehung und Elternschaft liessen sich unter einen Hut bringen. Man brauche sich nur ausreichend Mühe zu geben. Das ist tückische Naivität und systematische Überforderung. Wer Kinder will, wird Eltern und verliert den Wohlfühlstatus der Liebschaft.»
4. Der Verliebtheit nachtrauern
«Elternschaft definiert die Liebe zwischen Mann und Frau radikal um. Die neue Liebe heisst fortan Solidarität, Hingabe, Ja zur total veränderten Alltagsrealität. Sie verlangt den Abschied vom blühenden Liebes-Frühling; dieser lässt sich nicht krampfhaft zurückhalten. Lieben heisst jetzt, den neuen Liebes-Sommer zu umarmen, der seinen ganz anderen herben Charme entfalten will. Elternschaft ist die aktuelle Liebesform. Liebschaft ist Geschichte.»
5. Zu klein denken
«Man denkt, man schafft es zu zweit. Aber das ist leider selten der Fall. Also wieso wagt man nicht über die Kleinfamilie hinaus denken? Jedes Paar kennt in seiner Umgebung Paare, die auch Eltern sind oder geworden sind. Junge oder werdende Eltern können sich zusammentun, einander informieren und unterstützen. Nie war es einfacher, solche Kontakte zu knüpfen und die Einsamkeit zu zweit zu überwinden. Das Internet machts möglich und leicht.»
Zur Auflösung
Ihr ahnt es bestimmt: Falsche Erwartungen sind laut Klaus Heer das Schlimmste, was man einer Liebesbeziehung antun kann. Also falls ihr bald ein Kind auf der Welt willkommen heissen dürft, erwartet, dass es richtig dicke kommt.
Spoiler: Das wird es! Aber das ist ok.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor