Der Spiegel
Paare in der Kältezone
«Die Hölle, das sind die anderen», heißt es bei Jean-Paul Sartre. Variationen dieses Themas hat der Berner Paartherapeut Klaus Heer vorgelegt: «Meine Entscheidung für Livia gilt immer nur für einen weiteren Tag», sagt Arthur nach 32 Jahren Zusammenleben. Er sei ihr «rundum untreu, aber ich empfinde das nicht als Treuebruch».
Julia und Mark, seit 24 Jahren ein Paar: «Flirten müssen wir noch lernen», sagt Julia. «Unsere Gespräche drehen sich fast ausschließlich um die praktischen Dinge des Lebens.» Edgar, 47, leidet am «Eisschrank namens Ehefrau»: «Wenn Leute da sind, lässt sich Pia nichts anmerken, ist nett wie immer. Aber zu mir ist sie arschkalt.» - Eingeständnisse, die Heer je sieben Männern und Frauen in Internet-Chats über ihre Jahrzehnte andauernden Beziehungen entlockt hat, ohne Wissen des jeweiligen Partners.
Julia und Mark, seit 24 Jahren ein Paar: «Flirten müssen wir noch lernen», sagt Julia. «Unsere Gespräche drehen sich fast ausschließlich um die praktischen Dinge des Lebens.» Edgar, 47, leidet am «Eisschrank namens Ehefrau»: «Wenn Leute da sind, lässt sich Pia nichts anmerken, ist nett wie immer. Aber zu mir ist sie arschkalt.» - Eingeständnisse, die Heer je sieben Männern und Frauen in Internet-Chats über ihre Jahrzehnte andauernden Beziehungen entlockt hat, ohne Wissen des jeweiligen Partners.
Heer hat die Chats anonymisiert und veröffentlicht unter dem Titel: «Paarlauf. Wie einsam ist Zweisamkeit?» Die Antwort: sehr einsam.
Die über Monate geführten Interviews protokollieren Lustlosigkeit, Aggression, Selbstbezichtigung und inneren Rückzug. Während Sartres Protagonisten zur Gemeinschaft verdammt sind, haben Heers Chat-Partner ihre Hölle selbst gewählt, das ist das Verstörende an diesen lakonischen Dokumenten des Scheiterns.
«In unserer jetzigen Lebensphase wird es immer wahrscheinlicher, dass man einander verliert», schreibt Arthur, der sich von Livias «Ablehnungsgift» zerfressen fühlt. «Sollten wir jetzt zur großen Gemeinde jener Ehepartner gehören, die einander unablässig beschuldigen und verachten, sich aber aus Altersgründen nicht mehr verlassen können?»
Die über Monate geführten Interviews protokollieren Lustlosigkeit, Aggression, Selbstbezichtigung und inneren Rückzug. Während Sartres Protagonisten zur Gemeinschaft verdammt sind, haben Heers Chat-Partner ihre Hölle selbst gewählt, das ist das Verstörende an diesen lakonischen Dokumenten des Scheiterns.
«In unserer jetzigen Lebensphase wird es immer wahrscheinlicher, dass man einander verliert», schreibt Arthur, der sich von Livias «Ablehnungsgift» zerfressen fühlt. «Sollten wir jetzt zur großen Gemeinde jener Ehepartner gehören, die einander unablässig beschuldigen und verachten, sich aber aus Altersgründen nicht mehr verlassen können?»
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor