Dr. Klaus Heer

Blick.ch vom 17. April 2021
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Hochaltrige Queen – schwindende Kräfte bedeuten weniger Anklammern.

Heute wird Prinz Philip (†99), die grosse Liebe der britischen Königin Elizabeth II., vor der Weltöffentlichkeit beerdigt. 73 Jahre war das Paar verheiratet. Kann sie seinen Tod je verkraften? Blick sprach dazu mit einem Paartherapeuten.

VON FLAVIA SCHLITTLER
Heute muss Queen Elizabeth II. (94) den schwersten Gang ihres Lebens gehen – und die Weltöffentlichkeit schaut ihr dabei zu. Prinz Philip (†99), der am 9. April in seinem Bett auf Schloss Windsor friedlich einschlief, wird beerdigt. 73 Jahre lang war die britische Königin mit dem einstigen Marinesoldaten verheiratet. Es war eine Jahrhundertliebe. Im zarten Alter von 13 Jahren lernte sie den fünf Jahre älteren, mittellosen Philip kennen und wollte fortan nur noch einen Mann an ihrer Seite haben: ihn. «Ich habe mich sofort verliebt», sagte sie einst.

Auch nach Jahrzehnten zollte sie ihm öffentlich Dank und Respekt. «Er ist mein Fels, meine Stärke», so ihre Worte. Eine bemerkenswert emotionale Bekundung der sonst sehr sachlich agierenden Königin. Umso wichtiger war es ihr, ihn vor der ganzen Welt zu würdigen. Er, der seine Berufskarriere aufgab, um fortan im Dienste der Krone zu stehen. Stets ging er zwei Schritte hinter ihr, so verlangte es das höfische Protokoll. «Meine Haltung war immer, unter den gegebenen Umständen in meiner Rolle das Beste zu machen. Möglichst glaubwürdig und nur für Anliegen, von denen ich selber überzeugt war», erklärte der Prinzgemahl.

Wird die Königin den Tod von Prinz Philip je verarbeiten können?
Ihr Leben muss die Königin nun ohne ihre wichtigste Stütze weiterleben müssen. Doch wird sie seinen Tod jemals verarbeiten können? Der Berner Paartherapeut Klaus Heer (77) macht Hoffnung. «Wer 94 Jahre alt wird, hatte eine Million Gelegenheiten, sich auf das Paar-Ende gefasst zu machen. Auch auf das eigene Ende. Es ist fast nicht zu schaffen, vor dieser Realität erfolgreich die Augen zu verschliessen. Paradoxerweise erleichtern die schwindenden Kräfte das Leben im hohen Alter. Weniger Kraft bedeutet weniger Anklammern. Also mehr gelassenes Loslassen. So lebt es sich besser. So stirbt es sich wohl auch leichter», sagt er.

Für sie sei es wichtig, dass sie macht, was sie immer tat
Worauf sich die Queen stets verlassen kann, sind ihre Familie und die enormen Sympathien ihres Volkes. Wie sehr ihr die Anteilnahme an Prinz Philips Tod ans Herzen geht, liess sie nun durch einen Sprecher des Buckingham-Palasts in ihrem Namen öffentlich verlauten: «Ihre Majestät und die königliche Familie sind dankbar für alle Beileidsbotschaften aus der ganzen Welt und sind berührt, so viele Menschen zu sehen und zu hören, die sich an den Herzog erinnern, um sein Leben zu feiern. Die Ehrungen von Jung und Alt sind ein wahrer Beweis für das bemerkenswerte Leben und die dauerhaften Bemühungen Seiner Königlichen Hoheit.»

Nach der Beerdigung sei wichtig, dass die Queen tut, was sie schon immer tat, sagt Klaus Heer. In ihrem Falle ist das der vollumfängliche Einsatz für ihr Volk und für ihre Familie.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor