20minuten vom 23. Januar 2023
«Es ist nicht förderlich, wenn sich Paare einander in allen Lebenslagen zeigen»
Auf Tiktok geht derzeit ein Video viral. Dabei geht es um gläserne WC-Türen in Hotelzimmern. Nicht alle finden das toll. Zwei Experten erklären, wieso das so ist.
VON MICHELLE INEICHEN MIT QUOTES VON KLAUS HEER
VON MICHELLE INEICHEN MIT QUOTES VON KLAUS HEER
Darum gehts
In einem Tiktok-Video ärgert sich eine Userin über ein Hotel, bei dem die Badezimmertür aus Glas besteht und nicht schalldicht ist. «Wenn das jemand liest, der solche Türen plant: Bitte lasst es einfach», schreibt die Frau, die das Video postete und damit eine Debatte auslöste. «Das ist der grösste Albtraum», meint eine Nutzerin. «OMG, sowas hatte ich auch mal. Badzeiten absprechen, der andere muss kurz raus», schreibt eine weitere Userin.
Laut Paartherapeut Klaus Heer ist es naheliegend und menschlich, Hemmungen voreinander zu haben. Paare seien darauf angewiesen, Spielregeln zu finden, wie sie mit diesen Schamgefühlen zurechtkommen können. «Wer befremdet ist und das für sich behält, läuft womöglich in ein Problem hinein. Unangenehme Themen, die man unter den Teppich kehrt, quellen dort auf und stinken immer mehr und mehr», sagt Heer.
Laut Beziehungsexpertin Martina Rissi sind Nähe, Intimität und sich «nackt und ungefiltert» zeigen etwas Wunderschönes und Erstrebenswertes in Beziehungen. Rissi sagt aber auch: «Was die sexuelle Anziehung angeht, ist es nicht förderlich, wenn sich Paare einander in allen erdenklichen Lebenslagen zeigen.» Es gebe eine Grenze, die es, wenn immer möglich, einzuhalten gilt: «Dazu gehört definitiv das Ausscheiden von Exkrementen. Und zwar sowohl beim Zuschauen wie auch Mitriechen dürfen beziehungsweise müssen.»
«Zu viel Nähe birgt auch Gefahren für die Beziehung»
Wie die Beziehungsexpertin sagt, schützen wir zu Beginn einer Beziehung unseren Intimraum mehr und geben uns auch mehr Mühe, dass die andere Person einen anziehend findet. Deshalb habe es auch mit der Beziehungslänge zu tun, ob man das Bad gemeinsam nutzt: «Je länger man zusammen ist, desto intimer wird man.» Teilweise werde man dabei unachtsam: «Zu viel Nähe birgt auch Gefahren für die Beziehung. Darum ist es umso wichtiger zu wissen, dass es Grenzen geben muss und soll, um sich weiter anziehend zu finden.»
Die Beziehungsexpertin empfiehlt, sich nicht dauerhaft in solch konzipierten Räumlichkeiten aufzuhalten. «Sollte es dennoch dazu kommen, kann man den Partner bitten, den Raum für die Dauer des Geschäftes zu verlassen», so Rissi.
Hotellerie Suisse ist das Problem nicht bekannt
Andreas Züllig, Präsident von Hotellerie Suisse, ist das Problem in Zusammenhang mit Glastüren in Hotelzimmern nicht bekannt. Grundsätzlich sei es wichtig, die Privatsphäre zwischen den Zimmern und im Hotel zu gewährleisten. «Innerhalb des Zimmers bewegen sich Gäste, die sich im Normalfall kennen», so Züllig. Entsprechend brauche es hier keine speziellen Vorkehrungen.
In einem Tiktok-Video ärgert sich eine Userin über ein Hotel, bei dem die Badezimmertür aus Glas besteht und nicht schalldicht ist. «Wenn das jemand liest, der solche Türen plant: Bitte lasst es einfach», schreibt die Frau, die das Video postete und damit eine Debatte auslöste. «Das ist der grösste Albtraum», meint eine Nutzerin. «OMG, sowas hatte ich auch mal. Badzeiten absprechen, der andere muss kurz raus», schreibt eine weitere Userin.
Laut Paartherapeut Klaus Heer ist es naheliegend und menschlich, Hemmungen voreinander zu haben. Paare seien darauf angewiesen, Spielregeln zu finden, wie sie mit diesen Schamgefühlen zurechtkommen können. «Wer befremdet ist und das für sich behält, läuft womöglich in ein Problem hinein. Unangenehme Themen, die man unter den Teppich kehrt, quellen dort auf und stinken immer mehr und mehr», sagt Heer.
Laut Beziehungsexpertin Martina Rissi sind Nähe, Intimität und sich «nackt und ungefiltert» zeigen etwas Wunderschönes und Erstrebenswertes in Beziehungen. Rissi sagt aber auch: «Was die sexuelle Anziehung angeht, ist es nicht förderlich, wenn sich Paare einander in allen erdenklichen Lebenslagen zeigen.» Es gebe eine Grenze, die es, wenn immer möglich, einzuhalten gilt: «Dazu gehört definitiv das Ausscheiden von Exkrementen. Und zwar sowohl beim Zuschauen wie auch Mitriechen dürfen beziehungsweise müssen.»
«Zu viel Nähe birgt auch Gefahren für die Beziehung»
Wie die Beziehungsexpertin sagt, schützen wir zu Beginn einer Beziehung unseren Intimraum mehr und geben uns auch mehr Mühe, dass die andere Person einen anziehend findet. Deshalb habe es auch mit der Beziehungslänge zu tun, ob man das Bad gemeinsam nutzt: «Je länger man zusammen ist, desto intimer wird man.» Teilweise werde man dabei unachtsam: «Zu viel Nähe birgt auch Gefahren für die Beziehung. Darum ist es umso wichtiger zu wissen, dass es Grenzen geben muss und soll, um sich weiter anziehend zu finden.»
Die Beziehungsexpertin empfiehlt, sich nicht dauerhaft in solch konzipierten Räumlichkeiten aufzuhalten. «Sollte es dennoch dazu kommen, kann man den Partner bitten, den Raum für die Dauer des Geschäftes zu verlassen», so Rissi.
Hotellerie Suisse ist das Problem nicht bekannt
Andreas Züllig, Präsident von Hotellerie Suisse, ist das Problem in Zusammenhang mit Glastüren in Hotelzimmern nicht bekannt. Grundsätzlich sei es wichtig, die Privatsphäre zwischen den Zimmern und im Hotel zu gewährleisten. «Innerhalb des Zimmers bewegen sich Gäste, die sich im Normalfall kennen», so Züllig. Entsprechend brauche es hier keine speziellen Vorkehrungen.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor