Gesundheitstipp Juni 2023
«Es war Liebe auf den ersten Blick»
Partnersuche auf Plattformen im Internet: Es kann klappen – doch die Portale sind teuer und liefern oft unpassende Vorschläge
VON KATHARINA BAUMANN
VON KATHARINA BAUMANN
Zahlreiche Internetplattformen buhlen um Singles im gesetzteren Alter. Der Gesundheitstipp hat sechs Portale verglichen. Fazit: Im echten Leben ist das Kennenlernen günstiger und sicherer.
François Gibel aus Romanshorn TG war 55jährig und geschieden, als er sich wieder nach einer Partnerin sehnte. Er meldete sich auf der Internetplattform Parship an. Auf solchen Portalen kann man einen neuen Partner suchen. Wichtig war ihm: Die Frau sollte nicht rauchen, sportlich sein und keine Kinder haben. Er traf sich mit drei Frauen. «Doch mit ihnen fehlten Fürsorglichkeit und Wärme.» Deshalb änderte Gibel die Auswahlkriterien: Nun waren auch Mütter willkommen. Das erste Profil, das sich bei ihm zeigte, war dasjenige von Anita. «Wir schrieben nur kurz hin und her, telefonierten dann und trafen uns», erzählt Gibel. Zwischen ihm und Anita habe es sofort gefunkt: «Es war Liebe auf den ersten Blick.» Inzwischen sind die beiden glücklich verheiratet.
Wie François Gibel geht es vielen älteren Leuten: Sie sind getrennt, geschieden oder verwitwet und möchten nochmals eine Partnerschaft eingehen. Der Gesundheitstipp hat sechs Internetportale verglichen, die sich auf die Partnervermittlung bei Senioren spezialisiert haben.
Teure Abos mit langer Mindestlaufzeit
Der Vergleich zeigt: Die Partnersuche im Internet geht ins Geld. Bei Zusammen.ch zum Beispiel zahlt man mindestens Fr. 359.70. Grund: Der Preis pro Monat beträgt 60 Franken, und man muss das Abonnement für mindestens drei Monate lösen (siehe Tabelle). Die günstigsten Plattformen im Vergleich sind Date50.ch und 50plustreff.ch. Dort kann man ein Abo für einen Monat abschliessen.
Bei Datearentner.ch und Zweiterfruehling.ch laufen die Abos so lange, wie sie vereinbart wurden. Andere Portale enthalten im Vertrag hingegen eine Klausel, wonach sich das Abo automatisch verlängere, so fern man es nicht rechtzeitig kündige. Doch solche Bestimmungen sind rechtlich ungültig. Rechtsanwalt Karl Kümin, Leiter Recht beim «KTipp», sagt: Verträge zur Partnervermittlung sind nur schriftlich gültig. Und sie sind jederzeit kündbar. Am besten kündigt man per Einschreiben, damit man einen Beleg in den Händen hat.
50plustreff.ch sagt gegenüber dem Gesundheitstipp, seine Kunden könnten «jederzeit und ohne Einhaltung von Fristen per Knopfdruck» kündigen.
«Persönlichkeitstest» ist keine Hilfe
Portale wie 50slove.ch und Zusammen.ch bieten einen sogenannten Persönlichkeitstest an. Dabei füllen Kunden einen Fragebogen aus, der Computer vergleicht die Antworten dann mit den Profilen anderer Teilnehmer. Doch damit erhöht man laut Experten kaum die Chance, einen passenden Partner zu finden (Gesundheitstipp 5/2008).
Hinzu kommt: Mit der Auswahl der Partnervorschläge sind nicht alle Kunden zufrieden. Der 73jährige Jürg Merz aus Basel sagt: «Mir ist wichtig, dass meine Partnerin in der Nähe wohnt.» Die Frauen, die das Portal ihm vorschlug, hätten aber zum Teil über 100 Kilometer weit weg gelebt. Chris Pleines vom Vergleichsportal Zuzweit.ch, das Datingplattformen analysiert, bestätigt: «Häufig haben die Portale nicht genügend Mitglieder in der Schweiz.» So erhielten Schweizer Kunden oft Vorschläge für Leute, die weit entfernt wohnen.
Vorsicht vor falschen Profilen und Betrügern
Weiterer Kritikpunkt bei den Plattformen: Die Partnersuche ist nicht ohne Risiken. Der Berner Paartherapeut Klaus Heer sagt: «Man sollte dabei stets vorsichtig sein, denn man weiss nie, wer sich hinter einem Profil verbirgt.» Einige ältere Männer würden in erster Linie eine Frau suchen, die sie später pflegt, sagt Heer. Eine kleine USStudie zeigte: Frauen über 50 werden beim OnlineDating nicht selten sexuell belästigt und gehen finanzielle Risiken ein. Die Forscher hatten 45 Frauen telefonisch befragt, die im Internet einen Partner suchten.
Wie François Gibel geht es vielen älteren Leuten: Sie sind getrennt, geschieden oder verwitwet und möchten nochmals eine Partnerschaft eingehen. Der Gesundheitstipp hat sechs Internetportale verglichen, die sich auf die Partnervermittlung bei Senioren spezialisiert haben.
Teure Abos mit langer Mindestlaufzeit
Der Vergleich zeigt: Die Partnersuche im Internet geht ins Geld. Bei Zusammen.ch zum Beispiel zahlt man mindestens Fr. 359.70. Grund: Der Preis pro Monat beträgt 60 Franken, und man muss das Abonnement für mindestens drei Monate lösen (siehe Tabelle). Die günstigsten Plattformen im Vergleich sind Date50.ch und 50plustreff.ch. Dort kann man ein Abo für einen Monat abschliessen.
Bei Datearentner.ch und Zweiterfruehling.ch laufen die Abos so lange, wie sie vereinbart wurden. Andere Portale enthalten im Vertrag hingegen eine Klausel, wonach sich das Abo automatisch verlängere, so fern man es nicht rechtzeitig kündige. Doch solche Bestimmungen sind rechtlich ungültig. Rechtsanwalt Karl Kümin, Leiter Recht beim «KTipp», sagt: Verträge zur Partnervermittlung sind nur schriftlich gültig. Und sie sind jederzeit kündbar. Am besten kündigt man per Einschreiben, damit man einen Beleg in den Händen hat.
50plustreff.ch sagt gegenüber dem Gesundheitstipp, seine Kunden könnten «jederzeit und ohne Einhaltung von Fristen per Knopfdruck» kündigen.
«Persönlichkeitstest» ist keine Hilfe
Portale wie 50slove.ch und Zusammen.ch bieten einen sogenannten Persönlichkeitstest an. Dabei füllen Kunden einen Fragebogen aus, der Computer vergleicht die Antworten dann mit den Profilen anderer Teilnehmer. Doch damit erhöht man laut Experten kaum die Chance, einen passenden Partner zu finden (Gesundheitstipp 5/2008).
Hinzu kommt: Mit der Auswahl der Partnervorschläge sind nicht alle Kunden zufrieden. Der 73jährige Jürg Merz aus Basel sagt: «Mir ist wichtig, dass meine Partnerin in der Nähe wohnt.» Die Frauen, die das Portal ihm vorschlug, hätten aber zum Teil über 100 Kilometer weit weg gelebt. Chris Pleines vom Vergleichsportal Zuzweit.ch, das Datingplattformen analysiert, bestätigt: «Häufig haben die Portale nicht genügend Mitglieder in der Schweiz.» So erhielten Schweizer Kunden oft Vorschläge für Leute, die weit entfernt wohnen.
Vorsicht vor falschen Profilen und Betrügern
Weiterer Kritikpunkt bei den Plattformen: Die Partnersuche ist nicht ohne Risiken. Der Berner Paartherapeut Klaus Heer sagt: «Man sollte dabei stets vorsichtig sein, denn man weiss nie, wer sich hinter einem Profil verbirgt.» Einige ältere Männer würden in erster Linie eine Frau suchen, die sie später pflegt, sagt Heer. Eine kleine USStudie zeigte: Frauen über 50 werden beim OnlineDating nicht selten sexuell belästigt und gehen finanzielle Risiken ein. Die Forscher hatten 45 Frauen telefonisch befragt, die im Internet einen Partner suchten.
Manche Portale arbeiten mit Profilen von Männern oder Frauen, die gar nicht an neuen Kontakten interessiert sind. 50slove.ch zum Beispiel stellt solche Lockvögel an. Im Kleingedruckten steht: «Dem Nutzer ist bekannt, dass 50slove so genannte Animateure einsetzt, um Mitglieder zur interaktiven Kommunikation zu motivieren.» Es handle sich um «reale Personen», die man allerdings «im realen Leben nicht treffen kann». Dazu sagt Chris Pleines: «Solche Internetseiten dienen lediglich der Unterhaltung – man darf sich dort nur wenig Hoffnung machen, einen Partner zu finden.» Ein Vergleichsportal, das Kontaktbörsen bewertet, nennt 50slove ein «Spassportal», auf dem sich Singles mit Animateuren die Zeit vertreiben könnten. Für eine «seriöse Partnersuche» eigne sich diese Plattform nicht. Der Rat: «Finger weg!»
Wer sich auf Partnerschaftsportale begibt, muss zudem damit rechnen, mit Betrügern in Kontakt zu kommen. Diese lullen ihre Opfer ein und gaukeln Verliebtheit vor. Dann bitten sie um grössere Geldsummen. Die 67jährige Liliane Burgy aus Uhwiesen ZH hat Erfahrung mit der Partnersuche im Internet. Sie schützte sich vor solchen Betrugsmaschen, indem sie sich nie auf lange EMailWechsel einliess. «Wenn mich ein Mann interessierte, telefonierten wir schon nach kurzer Zeit», erzählt Burgy. Klang seine Stimme sympathisch, verabredete sie sich mit ihm zu einem Spaziergang. «Dabei merkte ich bald, ob ich den Mann nochmals sehen wollte.»
Bessere Chancen mit bewährten Methoden
Partnerschaftsexperte Klaus Heer rät: «Wer die Risiken des Internetdatings nicht eingehen will, konzentriert sich besser auf bewährte Methoden des Kennenlernens, etwa in Vereinen, bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, Reisen oder per Zeitungsinserat.» Das tut inzwischen auch Jürg Merz: Er hat seinen Zugang zum Portal gekündigt und sucht nun per Zeitungsanzeigen eine Partnerin.
Wer sich auf Partnerschaftsportale begibt, muss zudem damit rechnen, mit Betrügern in Kontakt zu kommen. Diese lullen ihre Opfer ein und gaukeln Verliebtheit vor. Dann bitten sie um grössere Geldsummen. Die 67jährige Liliane Burgy aus Uhwiesen ZH hat Erfahrung mit der Partnersuche im Internet. Sie schützte sich vor solchen Betrugsmaschen, indem sie sich nie auf lange EMailWechsel einliess. «Wenn mich ein Mann interessierte, telefonierten wir schon nach kurzer Zeit», erzählt Burgy. Klang seine Stimme sympathisch, verabredete sie sich mit ihm zu einem Spaziergang. «Dabei merkte ich bald, ob ich den Mann nochmals sehen wollte.»
Bessere Chancen mit bewährten Methoden
Partnerschaftsexperte Klaus Heer rät: «Wer die Risiken des Internetdatings nicht eingehen will, konzentriert sich besser auf bewährte Methoden des Kennenlernens, etwa in Vereinen, bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, Reisen oder per Zeitungsinserat.» Das tut inzwischen auch Jürg Merz: Er hat seinen Zugang zum Portal gekündigt und sucht nun per Zeitungsanzeigen eine Partnerin.
Tipps für die Partnersuche im Internet
- Bei Plattformen mit automatischer Abo-Verlängerung: Kündigen Sie sofort nach Vertragsabschluss.
- Verwenden Sie eine E-Mail-Adresse, in der Ihr Vor- und Ihr Nachname nicht vorkommen.
- Bleiben Sie bei der Internetsuche so lange wie möglich anonym.
- Seien Sie ehrlich: Geben Sie Ihr richtiges Alter an, und zeigen Sie im Profil ein natürliches Porträtbild.
- Lassen Sie sich nicht auf zu lange E-Mail-Wechsel ein. Telefonieren Sie bei gegenseitigem Interesse, und machen Sie relativ bald ein Treffen ab.
- Treffen Sie sich an einem neutralen Ort, zum Beispiel in einem Café, oder machen Sie einen Spaziergang.
- Überweisen Sie kein Geld an Leute, die Sie nicht kennen.
- Wenn Sie merken, dass aus dem Kontakt nichts Ernsthaftes wird: Sagen Sie es dem anderen Teilnehmer sofort. So wecken Sie keine falschen Hoffnungen.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor