Dr. Klaus Heer

Berliner Morgenpost vom 5. Mai 2024
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Wer diesen Beruf hat, neigt besonders zum Fremdgehen

Berlin. Untreue am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit. Einige Berufsgruppen sind jedoch besonders anfällig für das Fremdgehen, zeigen Studien.

VON EILEN WAGNER
Wer 40 Stunden pro Woche im Büro arbeitet, verbringt viel Zeit am Arbeitsplatz – oft mehr als mit Familie und Freunden. Kein Wunder also, dass mehrere Studien zu dem Ergebnis kommen, dass die meisten Affären im Büro beginnen. Ein Experte verrät, welche Berufsgruppen häufiger fremdgehen als andere und räumt mit überholten Klischees auf.

Fremdgehen: Wie häufig sind Affären am Arbeitsplatz?
Eine von „Viking“ in Auftrag gegebene repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts «OnePoll» unter 1.000 deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern will herausgefunden haben, dass 42 Prozent der Befragten schon einmal mit Arbeitskollegen ausgegangen sind und 32 Prozent schon einmal am Arbeitsplatz geküsst wurden. Ganze 65 Prozent der Befragten gaben sogar an, sexuelle Fantasien über Kolleginnen und Kollegen zu haben.

Klaus Heer, ein seit 1974 praktizierender Schweizer Paartherapeut mit eigener Praxis in Bern und Autor zahlreicher Sachbücher wie «Ehe, Sex & Liebesmüh» oder «Paarlauf. Wie einsam ist die Zweisamkeit?», ist von diesem Ergebnis wenig überrascht: «Am Arbeitsplatz verbringt man deutlich mehr wache Lebenszeit als zu Hause. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch intensive persönliche Beziehungen entstehen.»

Er fügt hinzu, dass die Arbeit an einem gemeinsamen Ziel auch eine verbindende Erfahrung sein kann, die Menschen zusammenbringt. Was dann folgt, sei nur menschlich: «Sympathien und Antipathien entwickeln sich unwillkürlich. Kaum jemand ist in der Lage, aufkeimende Gefühle unter Kontrolle zu halten», so Heer.

In welchem Beruf wird am häufigsten fremdgegangen?
Ein Wort der Warnung, bevor Sie diese Liste lesen: Sie basiert auf Vermutungen und Studienergebnissen, die größtenteils nicht repräsentativ erhoben wurden. Fest steht: Nicht alle Piloten oder Banker gehen fremd – auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie es tun, erhöht zu sein scheint.
Handwerker und Bauarbeiter
Männer mit Affären arbeiten vor allem im Handwerk, zeigt eine Studie der Dating-Plattform «Ashley Madison», für die das Unternehmen 1074 verheiratete Männer nach ihrem Beruf befragt hat. Das Ergebnis: Rund 29 Prozent aller männlichen Seitenspringer kommen aus dem Handwerk. Das Klischee vom Handwerker, der sich nicht etwa nur um verstopfte Leitungen, sondern auch die sexuellen Bedürfnisse der Frauen kümmert, scheint sich hier zu bestätigen.

Wie die britische Nachrichtenseite «The Independent» berichtet, erklärt die Dating-Plattform dieses Verhalten damit, dass Männer in Handwerksberufen oft zu unregelmäßigen Zeiten und im Schichtdienst arbeiten. So blieben die Affären oft unentdeckt.

Krankenschwestern und Arzthelferinnen
Bei den Frauen sind es laut der Studie vor allem Mitarbeiterinnen aus dem medizinischen Bereich wie Ärztinnen (23 Prozent), die fremdgehen. Viele Frauen gaben in der Studie an, dass sie wegen des beruflichen Stresses zu Hause keine Zeit mehr für Zweisamkeit hätten – deshalb suchten sie auswärts nach Affären. «Eine Kombination aus langen Arbeitszeiten und einer natürlichen Stressreaktion könnte der Grund dafür sein, dass Frauen in medizinischen Berufen nach außerehelichen Liebschaften suchen», wird Isabella Mise, Director of Communications bei Ashley Madison, zitiert.

Auch wenn die Ergebnisse für einige Krankenschwestern zutreffen mögen, hält der Paartherapeut Klaus Heer die Annahme für ein überholtes Klischee: «Die attraktive Krankenschwester angelt sich den wirtschaftlich vielversprechenden Herrn Doktor – auch wenn beide bereits anderweitig gebunden sind.»
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor