Dr. Klaus Heer

Blick.ch vom 17. Januar 2017
Stacks Image 93543

«Es kann auch dumm laufen»

Beim «Bestatter» gehts heute zur Sache: Nachdem Kommissarin Anna-Maria Giovanoli sich in Bösewicht Sebastian Lötscher verguckte, knutschen die beiden in der heutigen Folge.

VON VANJA KADIC
Mit seinem Charme wickelt er alle um den Finger: «Der Bestatter»-Bösewicht Sebastian Lötscher (Roeland Wiesnekker, 49) schafft es in der aktuellen Staffel der SRF-Hitserie, Kommissarin Anna-Maria Giovanoli (Barbara Terpoorten, 42) zu bezirzen.

In der heutigen Folge nimmt die Polizistin seine Einladung zum Apéro an und besucht ihn in der Wohnung, zu der er sie lockt. Schnell kommt es zwischen den beiden zur Sache: Giovanoli und der Täter knutschen hemmungslos.

Nach gierigen Küssen wendet sich die Ermittlerin schliesslich ab. Ahnt sie, dass ihr Date nicht der ist, für den er sich ausgibt? Obwohl die Krimi-Serie eine fiktive Geschichte erzählt, stellt sich doch die Frage: Wie blind sind wir eigentlich, wenn wir jemanden attraktiv finden oder uns gar verlieben – und wie gefährlich kann das werden?

«Wie ein Drogenrausch»

«Der Satz stimmt gleich doppelt: In der Verliebtheit verkennt man sein Gegenüber schwer und merkt es nicht. Es ist wie ein Drogenrausch», erklärt Klaus Heer (73), Paartherapeut in Bern. «Auch die vertrautesten Leute der Umgebung können einen kaum aus dem Dusel aufwecken. Hormone trüben das Denken.» Doch wie gefährlich kann es sein, sich wie Kommissarin Giovanoli von der Anziehung leiten zu lassen?

«Kopflosigkeit ist riskant. Auch wenn sie sich noch so verklärt anfühlt. Gewöhnlich übersteht man ja die Verliebtheit unbeschadet. Vielleicht hat man aber bloss mehr Glück als Verstand gehabt», sagt Heer. «Es kann aber ebenso gut auch dumm laufen. Wenn man einer menschlichen Niete in die Arme gerät.»

Erste Treffen immer im öffentlichen Raum

Giovanoli fährt zu einer unbekannten Privat-Adresse, die ihr Lötscher gegeben hat – und geht in eine fremde Wohnung, obwohl sie ihn kaum kennt. Ein Sicherheits-No-Go beim Daten! «Naive Vertrauensseligkeit geht gar nicht», sagt Heer. «Die ersten Treffen müssen unbedingt im öffentlichen Raum stattfinden. Also downtown, in einem Restaurant oder unterwegs mit der Bahn.» Eine gesunde Portion Misstrauen schützt ebenfalls – genauso wie der vorsichtige Umgang mit den eigenen Daten.

«Die Gefahr, sich erpressbar zu machen, darf man nicht voll in den Wind schlagen. Ein gesundes Misstrauen kann einen vor viel Ungemach bewahren. Umgekehrt mag Google helfen, an vertrauensbildende Infos über die Person heranzukommen», so Heer. Ob Kommissarin Giovanoli die rosa Brille rechtzeitig abnimmt?
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor