Handelszeitung vom 18. August 2011
«Die Nachfrage der Männer übersteigt das Angebot bei Weitem»
Um Kunden wohl zu stimmen und Mitarbeiter zu belohnen, organisieren auch Schweizer Unternehmen Ausflüge ins Rotlicht-Milieu.
MIT KLAUS HEER SPRACH VERA SOHMER
MIT KLAUS HEER SPRACH VERA SOHMER
Käuflicher Sex ist offenbar auch in Unternehmen an der Tagesordnung. Er dient der Kundenbindung und auch als Belohnung für Leistung. Warum?
Klaus Heer: Sex ist ein Anreizsystem für Menschen, die Sexualität als Währung und Machtmittel verstehen. Und nichts ist bei Männern so begehrt wie simpler Sex ohne Komplikationen.
Was ist der Grund dafür?
Heer: Sex ist ein knappes Gut. Die Nachfrage der Männer übersteigt das Angebot bei Weitem. In den Alltagsbeziehungen erscheint der Aufwand für sexuelle Befriedigung viel zu gross. Der käufliche Sex hingegen ist attraktiv, aber meist teuer. Und so ist Bonus-Sex, für den man keinen Finger krümmen muss, ein besonders delikates Präsent.
Ist Sex in dieser Form Stressabbau oder Machtdemonstration?
Heer: Sex ist kein Überdruckventil. Wir geben ihm immer Bedeutung. Man kann mit Sex Überlegenheit ausdrücken.
Was würde passieren, wenn ein Mitarbeiter bei der Firmenorgie nicht mitmacht?
Heer: So etwas würde ich ein paar Männern zutrauen, die geübt sind im aufrechten Gang. Allerdings müsste jeder damit rechnen, dass die lieben Kollegen sarkastisch und verletzend reagieren. Besonders wenn Alkohol im Spiel ist.
Was ist der Reiz, bei Betriebsfesten Stripperinnen auftreten zu lassen? Ist das nicht Ausdruck von Verklemmtheit?
Heer: Das Ganze hat immer eine Spur von Verruchtheit an sich. Man beteiligt sich an etwas, das nicht ganz in Ordnung ist. Schuld und Verklemmtheit geben den Vorgängen die besondere Würze.
Klaus Heer: Sex ist ein Anreizsystem für Menschen, die Sexualität als Währung und Machtmittel verstehen. Und nichts ist bei Männern so begehrt wie simpler Sex ohne Komplikationen.
Was ist der Grund dafür?
Heer: Sex ist ein knappes Gut. Die Nachfrage der Männer übersteigt das Angebot bei Weitem. In den Alltagsbeziehungen erscheint der Aufwand für sexuelle Befriedigung viel zu gross. Der käufliche Sex hingegen ist attraktiv, aber meist teuer. Und so ist Bonus-Sex, für den man keinen Finger krümmen muss, ein besonders delikates Präsent.
Ist Sex in dieser Form Stressabbau oder Machtdemonstration?
Heer: Sex ist kein Überdruckventil. Wir geben ihm immer Bedeutung. Man kann mit Sex Überlegenheit ausdrücken.
Was würde passieren, wenn ein Mitarbeiter bei der Firmenorgie nicht mitmacht?
Heer: So etwas würde ich ein paar Männern zutrauen, die geübt sind im aufrechten Gang. Allerdings müsste jeder damit rechnen, dass die lieben Kollegen sarkastisch und verletzend reagieren. Besonders wenn Alkohol im Spiel ist.
Was ist der Reiz, bei Betriebsfesten Stripperinnen auftreten zu lassen? Ist das nicht Ausdruck von Verklemmtheit?
Heer: Das Ganze hat immer eine Spur von Verruchtheit an sich. Man beteiligt sich an etwas, das nicht ganz in Ordnung ist. Schuld und Verklemmtheit geben den Vorgängen die besondere Würze.
Ist es den Teilnehmern am nächsten Tag nicht peinlich?
Heer: Natürlich! Aber Scham und Peinlichkeit in kleinen Dosen sind das scharfe Gewürz, das einen lüsternen Event besonders bestechend macht. Männer sind lebenslang geübt darin, widersprüchliche Gefühle unter einen Hut zu bringen. Sie können sich ohne Probleme als treu- sorgende Gatten empfinden und an Firmenorgien teilnehmen.
Man weiss etwas Geheimes voneinander: Macht Firmensex die Arbeitskollegen und Geschäftspartner nicht erpressbar?
Heer: Diese Gefahr ist vorhanden, aber beherrschbar. Schliesslich sitzen alle im selben Boot und sind ähnlich erpressbar.
Schweissen gemeinsame Sex-Erlebnisse Männer zusammen?
Heer: Genau! Es ist die exquisite, verschwörerische Intimität, die diese Männer vernetzt – ein Effekt, den die veranstaltende Firma sicher auch im Auge hat.
Arbeitskolleginnen bleiben aussen vor.
Heer: Das könnte sein. Kolleginnen würden in diesem Szenario stören. Die Herren machen das lieber unter sich aus.
Sexuelle Dienstleistung einkaufen – wäre dies weniger üblich, wenn es mehr Frauen auf den Führungsetagen gäbe?
Heer: Schwer zu sagen. Möglich, dass die Frauen beim Karriereaufstieg dazu neigen, diese Verdrehtheiten der Männer zu imitieren. Sie sind wohl kaum immun gegen bewährte perverse Erfolgsgesetze.
Heer: Natürlich! Aber Scham und Peinlichkeit in kleinen Dosen sind das scharfe Gewürz, das einen lüsternen Event besonders bestechend macht. Männer sind lebenslang geübt darin, widersprüchliche Gefühle unter einen Hut zu bringen. Sie können sich ohne Probleme als treu- sorgende Gatten empfinden und an Firmenorgien teilnehmen.
Man weiss etwas Geheimes voneinander: Macht Firmensex die Arbeitskollegen und Geschäftspartner nicht erpressbar?
Heer: Diese Gefahr ist vorhanden, aber beherrschbar. Schliesslich sitzen alle im selben Boot und sind ähnlich erpressbar.
Schweissen gemeinsame Sex-Erlebnisse Männer zusammen?
Heer: Genau! Es ist die exquisite, verschwörerische Intimität, die diese Männer vernetzt – ein Effekt, den die veranstaltende Firma sicher auch im Auge hat.
Arbeitskolleginnen bleiben aussen vor.
Heer: Das könnte sein. Kolleginnen würden in diesem Szenario stören. Die Herren machen das lieber unter sich aus.
Sexuelle Dienstleistung einkaufen – wäre dies weniger üblich, wenn es mehr Frauen auf den Führungsetagen gäbe?
Heer: Schwer zu sagen. Möglich, dass die Frauen beim Karriereaufstieg dazu neigen, diese Verdrehtheiten der Männer zu imitieren. Sie sind wohl kaum immun gegen bewährte perverse Erfolgsgesetze.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor