20minuten digital vom 11. Juni 2013
«Studie entlarvt Facebook als Beziehungskiller»
Der Paartherapeut Klaus Heer schrieb mehrere Bücher zum Thema Liebe und Sex. Es sind Bestandesaufnahmen des Ehelebens in der Schweiz. Ein Gespräch über das schönste und schwierigste Thema.
TEXT: ARNO MEILI
TEXT: ARNO MEILI
Facebook kann Beziehungen gefährden und sogar zur Trennung führen – zu diesem Schluss kommen die Autoren einer Studie, die jetzt im Journal of Cyberpsychology, Behavior and Social Networking veröffentlicht wurde. Laut der US-Untersuchung werden vor allem jüngere Beziehungen belastet. Das Phänomen nennen sie «Facebook-bedingte-Eifersucht». In der Schweiz ist das nicht anders: «Ich habe immer mehr Paare in Therapie, bei deren Streits Facebook eine grosse Rolle spielt», sagt die Zürcher Sexualtherapeutin Dania Schiftan. Besonders wenn das Vetrauen fehle, könne Facebook zu schlimmen Fällen von Eifersucht führen.
«Hauptproblem ist die zunehmende Transparenz in Beziehungen. Da man mit dem Partner auf Facebook befreundet ist, kann man alles nachverfolgen, was er auf Facebook macht. Dies verleitet dazu, ihn verstärkt zu kontrollieren», so Schiftan. In ihrem Job hat sie schon mehrere solcher Fälle erlebt: «Einmal ist eine Frau eifersüchtig geworden, weil ihr Freund ein Bild einer anderen Frau geliked hat. In einem anderen Fall hat bereits das Annehmen einer Freundschaftsanfrage für eine Beziehungskrise gereicht.»
Vor allem Kontakt mit Ex-Partner schürt Eifersucht
Laut dem Berner Paartherapeuten Klaus Heer ist die Eifersucht in solchen Situation darauf aus, Klarheit zu schaffen: «Natürlich ist es beunruhigend mitzubekommen, dass der Partner sich dauernd auf Facebook herumtreibt. Das erweckt nämlich den quälenden Eindruck, der andere sei insgeheim immer noch auf der Suche nach dem Traumpartner. Das kann die Liebessicherheit bedrohlich untergraben.» Überhaupt sei die Versuchung in Zeiten von Facebook gross, sich innerlich nicht wirklich auf den Partner festlegen zu wollen, da es ‹irgendwo vielleicht noch einen Besseren› gebe. Vor allem der Kontakt mit dem Ex-Partner auf Facebook ist für Verliebte oft ein rotes Tuch. «Leute, die mit dem Ex-Partner Kontakt pflegen, spielen häufig mit dem Feuer. Die Eifersucht ist noch grösser, wenn es um den Ex-Freund oder die Ex-Freundin geht», sagt Heer.
Ein Patentrezept zur Lösung des «Facebook-bedingten-Eifersuchts-Problems» gibt es für Schiftan nicht: «Man muss miteinander Rahmenbedingungen für die Nutzung von Facebook ausarbeiten. Das Austauschen der Login-Daten ist dabei sicher nicht die beste Lösung.» Auch für Heer sollte in einer Beziehung immer eine gewisse Privatsphäre bestehen bleiben: «Ohne den Sauerstoff der Eigenständigkeit erstickt man allmählich. Wie und wie weit man sich entgegenkommen soll, damit es sich gut lebt in der Zweisamkeit, muss jedes Paar für sich selbst aushandeln.»
Facebook kann Beziehung auch bereichern
Dass die sozialen Medien aber auch Chancen für eine Beziehung bieten, darin sind sich die Therapeuten einig. So könne man mit Facebook auch lernen, mehr Vertrauen zu haben und es werde schneller klar, wie der Partner tickt. «Man kann die eigene Persönlichkeit so weniger lange verstecken», sagt Schiftan. Klaus Heer ergänzt: «Mund- und Schreibfaulheit gelten nicht mehr. Allmählich wird sogar innerhalb der bestehenden Beziehungen klar, dass mit Stummheit kein Staat mehr zu machen ist.»
«Hauptproblem ist die zunehmende Transparenz in Beziehungen. Da man mit dem Partner auf Facebook befreundet ist, kann man alles nachverfolgen, was er auf Facebook macht. Dies verleitet dazu, ihn verstärkt zu kontrollieren», so Schiftan. In ihrem Job hat sie schon mehrere solcher Fälle erlebt: «Einmal ist eine Frau eifersüchtig geworden, weil ihr Freund ein Bild einer anderen Frau geliked hat. In einem anderen Fall hat bereits das Annehmen einer Freundschaftsanfrage für eine Beziehungskrise gereicht.»
Vor allem Kontakt mit Ex-Partner schürt Eifersucht
Laut dem Berner Paartherapeuten Klaus Heer ist die Eifersucht in solchen Situation darauf aus, Klarheit zu schaffen: «Natürlich ist es beunruhigend mitzubekommen, dass der Partner sich dauernd auf Facebook herumtreibt. Das erweckt nämlich den quälenden Eindruck, der andere sei insgeheim immer noch auf der Suche nach dem Traumpartner. Das kann die Liebessicherheit bedrohlich untergraben.» Überhaupt sei die Versuchung in Zeiten von Facebook gross, sich innerlich nicht wirklich auf den Partner festlegen zu wollen, da es ‹irgendwo vielleicht noch einen Besseren› gebe. Vor allem der Kontakt mit dem Ex-Partner auf Facebook ist für Verliebte oft ein rotes Tuch. «Leute, die mit dem Ex-Partner Kontakt pflegen, spielen häufig mit dem Feuer. Die Eifersucht ist noch grösser, wenn es um den Ex-Freund oder die Ex-Freundin geht», sagt Heer.
Ein Patentrezept zur Lösung des «Facebook-bedingten-Eifersuchts-Problems» gibt es für Schiftan nicht: «Man muss miteinander Rahmenbedingungen für die Nutzung von Facebook ausarbeiten. Das Austauschen der Login-Daten ist dabei sicher nicht die beste Lösung.» Auch für Heer sollte in einer Beziehung immer eine gewisse Privatsphäre bestehen bleiben: «Ohne den Sauerstoff der Eigenständigkeit erstickt man allmählich. Wie und wie weit man sich entgegenkommen soll, damit es sich gut lebt in der Zweisamkeit, muss jedes Paar für sich selbst aushandeln.»
Facebook kann Beziehung auch bereichern
Dass die sozialen Medien aber auch Chancen für eine Beziehung bieten, darin sind sich die Therapeuten einig. So könne man mit Facebook auch lernen, mehr Vertrauen zu haben und es werde schneller klar, wie der Partner tickt. «Man kann die eigene Persönlichkeit so weniger lange verstecken», sagt Schiftan. Klaus Heer ergänzt: «Mund- und Schreibfaulheit gelten nicht mehr. Allmählich wird sogar innerhalb der bestehenden Beziehungen klar, dass mit Stummheit kein Staat mehr zu machen ist.»
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor