20minuten vom 9. Januar 2015
«Darum suchen im Januar alle Singles nach der Liebe»
Scheidungsanwälte und Eheberatungsstellen haben Hochkonjunktur, Datingportale boomen – in der Liebe geht es im Januar drunter und drüber. Ein Experte erklärt, warum.
VON GABRIEL BRÖNNIMANN
VON GABRIEL BRÖNNIMANN
Im kalten Januar, wenige Tage nach Silvester, laufen die Server bei Partnervermittlern und Dating heiss wie sonst nie. Match.com, einer der grössten Anbieter weltweit (die Mutterfirma, der Medienkonzern IAC, besitzt auch die Dating-Services Tinder, Meetic und OkCupid), gibt an, den höchsten Traffic des Jahres erreiche man jeweils am ersten Sonntag nach Silvester. In der ersten Januarwoche sollen sich über zwei Millionen User insgesamt über 36 Millionen Mal auf Match.com eingeloggt haben. Die Zeit besonders hoher Aktivität sei immer zwischen Weihnachten und 14. Februar – mit 30 Prozent Zunahme von Neuregistrierungen, teilte die Firma mit.
Bei Partnervermittlungen in der Schweiz ist es genauso: «Wir haben festgestellt, dass sich Anfang Jahr viele einen Ruck geben – vielleicht wegen der guten Vorsätze – und sich bei uns anmelden», sagt Stella Zeco, Sprecherin von Parship.ch. «Ja, das ist so», heisst es auch bei Friendscout 24. «Man sieht das an den vielen Neuregistrierungen zum Jahresbeginn sowie an der vermehrten Aktivität der bereits registrierten Nutzer der Website.»
Liebesglück und zerbrochene Beziehungen
Während viele im Januar neues Glück in der Liebe suchen, laufen bei Scheidungsanwälten und -beratungsstellen die Drähte heiss, weil die Liebe erkaltet ist. Dr. Erik Johner, Scheidungsanwalt bei Divortis.ch in Basel, bestätigt: «Das ist so: Nach Weihnachten kommt die grosse Welle.» Er nennt zwei mögliche Gründe: «Viele wollen sich die Weihnachten nicht verderben, es soll auch – wegen der Kinder – keinen Streit geben.» So warte man bis Januar, bis man das schwierige Thema auf den Tisch bringe. «Zudem bietet die Weihnachtszeit auch viel Konfliktpotenzial: Man hat Zeit, sieht vielleicht die ungeliebten Schwiegereltern, es kann zu einer Stressbelastung kommen», so Johner.
Ähnliches beobachtet Rechtsanwältin Ursula Sintzel von Sintzel Hüsler Krapf Herzog in Zürich: «Exakte Zahlen haben wir nicht, aber in der Tendenz ist es so, dass Trennungssituationen kurz vor und nach den Festtagen eskalieren können.» Die Anwältin: «Wir machen in unserer Kanzlei die Erfahrung, dass zu dieser Zeit bei manchen die Nerven blank liegen, eher mehr Menschen etwas dünnhäutig sind.» Auch bei der Paarberatung Zürich kennt man das Phänomen. Eine Woche nach den Weihnachtsferien sei eine Zunahme der Anfragen per Telefon und E-Mail jeweils deutlich spürbar.
Paartherapeut: «Viele fühlen sich allein und einsam»
Paartherapeut Klaus Heer sagt auf die Frage, warum sich zum Jahresbeginn so viele eine neue Liebe im Internet suchen: «Es ist zu vermuten, dass sich zur Jahreswende besonders viele Menschen allein und einsam fühlen. In diesen Tagen fällt es vielen auf, dass der Mensch tatsächlich dazu bestimmt ist, sich mit einem anderen in Liebe zu verbinden.» Es sei rundherum alles emotional aufgeladen – «das kann verzweifelte Mangelgefühle wecken. Da ist der Schritt zu einer Online-Partnerbörse nicht weit», so Heer.
Die Zunahme der Scheidungen erklärt der Psychologe so: «Die Einsamkeit zu zweit ist schwerer zu ertragen als das Alleinleben in der Einzimmerwohnung. Feier- und Ferientage führen einem das drastisch vor Augen.» Dass es einfach nicht stimmt, werde dann besonders spürbar, wenn man Zeit hat. Heer: «Man hält diese Schwere ein paar Jahre aus und macht immer wieder die Erfahrung, dass alle Rettungsversuche scheitern. Dann, an Weihnachten, kippt es plötzlich. Die letzte Hoffnung ist weg, der schwierige Schritt raus aus der Ehe unausweichlich.»
Bei Partnervermittlungen in der Schweiz ist es genauso: «Wir haben festgestellt, dass sich Anfang Jahr viele einen Ruck geben – vielleicht wegen der guten Vorsätze – und sich bei uns anmelden», sagt Stella Zeco, Sprecherin von Parship.ch. «Ja, das ist so», heisst es auch bei Friendscout 24. «Man sieht das an den vielen Neuregistrierungen zum Jahresbeginn sowie an der vermehrten Aktivität der bereits registrierten Nutzer der Website.»
Liebesglück und zerbrochene Beziehungen
Während viele im Januar neues Glück in der Liebe suchen, laufen bei Scheidungsanwälten und -beratungsstellen die Drähte heiss, weil die Liebe erkaltet ist. Dr. Erik Johner, Scheidungsanwalt bei Divortis.ch in Basel, bestätigt: «Das ist so: Nach Weihnachten kommt die grosse Welle.» Er nennt zwei mögliche Gründe: «Viele wollen sich die Weihnachten nicht verderben, es soll auch – wegen der Kinder – keinen Streit geben.» So warte man bis Januar, bis man das schwierige Thema auf den Tisch bringe. «Zudem bietet die Weihnachtszeit auch viel Konfliktpotenzial: Man hat Zeit, sieht vielleicht die ungeliebten Schwiegereltern, es kann zu einer Stressbelastung kommen», so Johner.
Ähnliches beobachtet Rechtsanwältin Ursula Sintzel von Sintzel Hüsler Krapf Herzog in Zürich: «Exakte Zahlen haben wir nicht, aber in der Tendenz ist es so, dass Trennungssituationen kurz vor und nach den Festtagen eskalieren können.» Die Anwältin: «Wir machen in unserer Kanzlei die Erfahrung, dass zu dieser Zeit bei manchen die Nerven blank liegen, eher mehr Menschen etwas dünnhäutig sind.» Auch bei der Paarberatung Zürich kennt man das Phänomen. Eine Woche nach den Weihnachtsferien sei eine Zunahme der Anfragen per Telefon und E-Mail jeweils deutlich spürbar.
Paartherapeut: «Viele fühlen sich allein und einsam»
Paartherapeut Klaus Heer sagt auf die Frage, warum sich zum Jahresbeginn so viele eine neue Liebe im Internet suchen: «Es ist zu vermuten, dass sich zur Jahreswende besonders viele Menschen allein und einsam fühlen. In diesen Tagen fällt es vielen auf, dass der Mensch tatsächlich dazu bestimmt ist, sich mit einem anderen in Liebe zu verbinden.» Es sei rundherum alles emotional aufgeladen – «das kann verzweifelte Mangelgefühle wecken. Da ist der Schritt zu einer Online-Partnerbörse nicht weit», so Heer.
Die Zunahme der Scheidungen erklärt der Psychologe so: «Die Einsamkeit zu zweit ist schwerer zu ertragen als das Alleinleben in der Einzimmerwohnung. Feier- und Ferientage führen einem das drastisch vor Augen.» Dass es einfach nicht stimmt, werde dann besonders spürbar, wenn man Zeit hat. Heer: «Man hält diese Schwere ein paar Jahre aus und macht immer wieder die Erfahrung, dass alle Rettungsversuche scheitern. Dann, an Weihnachten, kippt es plötzlich. Die letzte Hoffnung ist weg, der schwierige Schritt raus aus der Ehe unausweichlich.»
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor