Zentralschweiz am Sonntag 21. Juni 2015
«Das Flirt-Karussell auf dem Bildschirm»
Ein bisschen Spass für eine Nacht oder die Liebe fürs ganze Leben? Dating-Apps erleichtern die Suche. Das zieht nicht nur Paarungswillige an.
VON ANDREAS LORENZ-MEYER UND DOMINIK BUHOLZER
VON ANDREAS LORENZ-MEYER UND DOMINIK BUHOLZER
Für Christian ist es Zeit, sich wieder einen Überblick zu verschaffen. Flink gleitet sein Finger über das Smartphone, wird festgelegt, welche Frau ihm passt und welche nicht. Christian nutzt regelmässig Tinder. Und er trifft sich dank der Dating-App regelmässig mit Frauen. Auch schon waren es zwei Treffen an einem Abend. Eine langfristige Beziehung ist aus solch einer Bekanntschaft noch nie entstanden. Aber darum geht es Christian auch gar nicht. Er sucht den Kick, er sucht die Abwechslung. «Ich liebe diese Art des sich Kennenlernens. Tinder ist so unglaublich direkt: Entweder dir gefällt eine Frau, und dann willst du sie ohne grosse Umschweife kennen lernen, oder sie ist nicht dein Typ, und weg ist sie mit dem Fingerwisch.»
Täglich 600 Millionen Mal genutzt
Tinder (zu Deutsch Zunder) ist das A und O in Sachen Dating-App. Seit der Gründung im Jahre 2012 wurde die App schon über 50 Millionen Mal weltweit heruntergeladen. Täglich wird sie 600 Millionen Mal verwendet. Und in der Schweiz hat der amerikanische Dienst über 200 000 Nutzer. Die Anmeldung läuft über Facebook. Dort holt sich Tinder Informationen über den Nutzer. Um ein Profil zu erstellen, lädt man Fotos von sich hoch. Zusätzlich geben Nutzer an, ob sie sich für Männer oder Frauen interessieren und wie alt die Flirtpartner sein sollen. Nach dem Einloggen beginnt die App zu suchen. Ist ein Kandidat gefunden, erscheint dessen Foto mitsamt Vorname und Alter auf dem Bildschirm. Jetzt muss sich der Nutzer entscheiden. Möchte er den Kontakt, schiebt er das Foto nach rechts, bei Desinteresse schiebt er das Foto nach links. Sind beide Seiten interessiert, dann taucht eine Meldung auf: «It’s a match» (Treffer). Jetzt kann der Chat beginnen. Danach erweist sich, ob ein reales Treffen folgt.
Spielplatz für verheiratete Männer?
Durch den hohen Verbreitungsgrad haben Nutzer bei Tinder eine grosse Auswahl. Aber es gibt auch Nachteile. Gegenüber Frauen kann der Ton unhöflich oder aggressiv sein. Und ob der Nutzer auch so aussieht wie auf dem Bild, ist auch nicht immer sicher. Häufig sind sogenannte Fake-Profile im Umlauf. Nutzer gerieten zum Beispiel schon an Computerprogramme, die sich als Mensch ausgaben. Diese Spam Bots versuchen üblicherweise, einen auf zweifelhafte Seiten zu locken. Tinder-Nutzer, denen verdächtige Profile auffallen, können diese melden.
Eine Umfrage der Marktforschungsfirma Globalwebindex unter 47 000 Tinder-Usern ergab, dass 38 Prozent der Befragten verheiratet ist, 12 Prozent in einer Beziehung sind und 62 Prozent Männer. «Tinder – ein Spielplatz für verheiratete Männer?», fragte der «Guardian».
Mittlerweile gibt es auch eine Bezahlversion: Tinder plus. Je älter die Nutzer, desto höher die Gebühr. Dafür gibt es zusätzliche Funktionen. Hat man zum Beispiel eine Person weggewischt, kommt aber später darauf, dass das ein Fehler war, kann man die Entscheidung rückgängig machen. Ausserdem lässt sich der eigene Standort manuell eingeben. So ergibt sich die Möglichkeit, auch Leute zu suchen, die sich nicht in der Nähe befinden.
Es gibt auch Alternativen zu Tinder, zum Beispiel Blinq. Entwickelt wurde Blinq von zwei Schweizern. Die kostenlose App verzeichnet aktuell etwa 50 000 Nutzer. Die Hälfte kommt aus dem Kanton Zürich. Nutzer sind vor allem in den urbanen Zentren zu finden. Die Anmeldung läuft über Facebook. Blinq verspricht eine gewisse Exklusivität: Die Mitglieder entscheiden, wer neu aufgenommen wird. Sie prüfen einen Kandidaten, ob das Äusseres ansprechend ist und wie viele Freunde er oder sie bei Facebook hat. So will man sich von Apps abheben, bei denen es nur um schnellen Sex geht.
Ansonsten funktioniert Blinq wie Tinder. Nutzer begutachten Fotos und entscheiden dann, ob sie den Kontakt wollen. Bei Blinq heisst es: Hi oder Bye. Nur bei gegenseitigem Gefallen wird gechattet. Damit es einfacher zum Offlinetreffen kommt, arbeitet Blinq mit Insta-Connect, einer Lokalisierungssoftware. Halten sich zwei Hi-Sager gerade zufällig am selben Ort auf, dann bekommen sie eine Push-Nachricht, welche darauf hinweist: Der oder die andere ist auch da. Natürlich funktioniert das nur, wenn der Ort mit entsprechenden Sendern, so genannten Beacons, ausgestattet ist. Schweizweit sind dies über 150 Orte, jedoch noch keine in Luzern.
Täglich 600 Millionen Mal genutzt
Tinder (zu Deutsch Zunder) ist das A und O in Sachen Dating-App. Seit der Gründung im Jahre 2012 wurde die App schon über 50 Millionen Mal weltweit heruntergeladen. Täglich wird sie 600 Millionen Mal verwendet. Und in der Schweiz hat der amerikanische Dienst über 200 000 Nutzer. Die Anmeldung läuft über Facebook. Dort holt sich Tinder Informationen über den Nutzer. Um ein Profil zu erstellen, lädt man Fotos von sich hoch. Zusätzlich geben Nutzer an, ob sie sich für Männer oder Frauen interessieren und wie alt die Flirtpartner sein sollen. Nach dem Einloggen beginnt die App zu suchen. Ist ein Kandidat gefunden, erscheint dessen Foto mitsamt Vorname und Alter auf dem Bildschirm. Jetzt muss sich der Nutzer entscheiden. Möchte er den Kontakt, schiebt er das Foto nach rechts, bei Desinteresse schiebt er das Foto nach links. Sind beide Seiten interessiert, dann taucht eine Meldung auf: «It’s a match» (Treffer). Jetzt kann der Chat beginnen. Danach erweist sich, ob ein reales Treffen folgt.
Spielplatz für verheiratete Männer?
Durch den hohen Verbreitungsgrad haben Nutzer bei Tinder eine grosse Auswahl. Aber es gibt auch Nachteile. Gegenüber Frauen kann der Ton unhöflich oder aggressiv sein. Und ob der Nutzer auch so aussieht wie auf dem Bild, ist auch nicht immer sicher. Häufig sind sogenannte Fake-Profile im Umlauf. Nutzer gerieten zum Beispiel schon an Computerprogramme, die sich als Mensch ausgaben. Diese Spam Bots versuchen üblicherweise, einen auf zweifelhafte Seiten zu locken. Tinder-Nutzer, denen verdächtige Profile auffallen, können diese melden.
Eine Umfrage der Marktforschungsfirma Globalwebindex unter 47 000 Tinder-Usern ergab, dass 38 Prozent der Befragten verheiratet ist, 12 Prozent in einer Beziehung sind und 62 Prozent Männer. «Tinder – ein Spielplatz für verheiratete Männer?», fragte der «Guardian».
Mittlerweile gibt es auch eine Bezahlversion: Tinder plus. Je älter die Nutzer, desto höher die Gebühr. Dafür gibt es zusätzliche Funktionen. Hat man zum Beispiel eine Person weggewischt, kommt aber später darauf, dass das ein Fehler war, kann man die Entscheidung rückgängig machen. Ausserdem lässt sich der eigene Standort manuell eingeben. So ergibt sich die Möglichkeit, auch Leute zu suchen, die sich nicht in der Nähe befinden.
Es gibt auch Alternativen zu Tinder, zum Beispiel Blinq. Entwickelt wurde Blinq von zwei Schweizern. Die kostenlose App verzeichnet aktuell etwa 50 000 Nutzer. Die Hälfte kommt aus dem Kanton Zürich. Nutzer sind vor allem in den urbanen Zentren zu finden. Die Anmeldung läuft über Facebook. Blinq verspricht eine gewisse Exklusivität: Die Mitglieder entscheiden, wer neu aufgenommen wird. Sie prüfen einen Kandidaten, ob das Äusseres ansprechend ist und wie viele Freunde er oder sie bei Facebook hat. So will man sich von Apps abheben, bei denen es nur um schnellen Sex geht.
Ansonsten funktioniert Blinq wie Tinder. Nutzer begutachten Fotos und entscheiden dann, ob sie den Kontakt wollen. Bei Blinq heisst es: Hi oder Bye. Nur bei gegenseitigem Gefallen wird gechattet. Damit es einfacher zum Offlinetreffen kommt, arbeitet Blinq mit Insta-Connect, einer Lokalisierungssoftware. Halten sich zwei Hi-Sager gerade zufällig am selben Ort auf, dann bekommen sie eine Push-Nachricht, welche darauf hinweist: Der oder die andere ist auch da. Natürlich funktioniert das nur, wenn der Ort mit entsprechenden Sendern, so genannten Beacons, ausgestattet ist. Schweizweit sind dies über 150 Orte, jedoch noch keine in Luzern.
Per Radar auf Partnersuche
Wer bei Lovoo auf die Suche geht, muss ganz normal ein Profil erstellen. Es umfasst Grösse, Aussehen, Interessen, ob man raucht oder nicht. Eine Anmeldung über Facebook ist nicht erforderlich. So gibt es keinen Informationsaustausch zwischen den Netzwerken. Im Sinne des Datenschutzes ein Vorteil. Es könnte dadurch aber auch mehr gefälschte Profile geben. Für die Standortbestimmung nutzt die App den «Live-Radar». Der kann variabel eingestellt werden, für 1 Kilometer Umkreis oder nur 200 Meter. Die Funktion zeigt per GPS, wo sich Flirtwillige gerade befinden. Die erscheinen auf dem Plan unter anderem als grüne Punkte oder als Herzen.
Um brauchbare Partnervorschläge auszuspucken, analysiert Zoosk das Ver- halten des Nutzers und will so dessen Geschmack treffen. Je aktiver der Nutzer, desto besser angeblich die Vorschläge. «Karussell» heisst das Spiel innerhalb der App, bei dem sich Leute kennen lernen können. Charmeure verschicken bei Zoosk virtuelle Rosen. Ab einem bestimmten Funktionsumfang werden Abo- gebühren fällig. Wer Kontakt zu jemandem aufnehmen will, muss zahlen.
1 Million Singles auf der Suche
Millionen nutzen weltweit Dating-Apps. Eine Überraschung ist dies nicht. 16 Prozent der Schweizer Frauen im Alter zwischen 20 und 39 lebt in einem Einpersonenhaushalt; dies sind dreimal so viele wie 1970. Der Anteil der Singles ist laut dem «Bund» doppelt so hoch wie auf dem Land. Und der Drang nach einem Partner ist gross. Eine Umfrage der Online-Partneragentur Parship.ch ergab, dass rund eine Million Schweizer Singles offen ist für eine neue Beziehung – allerdings nur jeder Neunte tut auch aktiv etwas dafür.
App überlässt Frauen den Entscheid
Dating-Apps sind da eine gute Hilfe. Oder wie es Paartherapeut Klaus Heer formuliert: «Ob Sie nun einen Platz in einer Wohngemeinschaft oder ein Occasionsauto suchen, letzten Endes sind Sie doch froh, wenn Ihnen jemand dabei hilft. Und genau das bieten diese Apps bei der Suche nach einem Partner.»
Allerdings werden Frauen auf solchen Apps auch immer wieder belästigt. Dagegen will Bumble etwas unternehmen. Bumble funktioniert zwar wie alle anderen gängigen Apps, aber ob ein Kontakt zu Stande kommt, entscheiden hier allein die weiblichen Nutzer. Sie haben, nachdem gegenseitiges Interesse bekundet wurde, 24 Stunden Zeit, den männlichen Nutzer anzusprechen. Bumble sei frei von «dreckigen Typen», wirbt der Anbieter. Einen ähnlichen Ansatz fährt Wyldfire. Hier sind Männer mit guten Manieren erwünscht. Nur auf Einladung oder Empfehlung einer App-Nutzerin dürfen sie mitmachen. So sollen primitive Anmachsprüche vermieden werden.
Nicht nur für Heteros stehen Dating-Apps zur Verfügung. Brenda richtet sich an Frauen, die andere Frauen suchen. Die Nutzerinnen können ihren Typ eingeben und darüber entscheiden, wer ihr Profilbild zu Gesicht bekommt. Grindr richtet sich an Schwule. Die Nutzer können ihren aktuellen Standort angeben. Was in Ländern, wo Homosexuelle verfolgt werden, gefährlich sein kann. Zumal es in der Vergangenheit eine Sicherheitslücke gab, über die Nichtnutzer der App an die Standortdaten der Nutzer kamen. Grindr reagierte. Unter anderem in Russland und Saudi-Arabien zeigt man die Standortdaten jetzt nicht mehr an.
Kein Tabu mehr
Ob für Homo- oder Heterosexuelle: Die Online-Partnersuche ist in der Bevölkerung angekommen. Laut der Umfrage von Parship.ch hätten 54 Prozent der Befragten kein Problem damit, zuzugeben, dass sie ihren Partner übers Internet kennen gelernt haben.
Christian hat derweil die grosse Liebe noch immer nicht gefunden.
Wer bei Lovoo auf die Suche geht, muss ganz normal ein Profil erstellen. Es umfasst Grösse, Aussehen, Interessen, ob man raucht oder nicht. Eine Anmeldung über Facebook ist nicht erforderlich. So gibt es keinen Informationsaustausch zwischen den Netzwerken. Im Sinne des Datenschutzes ein Vorteil. Es könnte dadurch aber auch mehr gefälschte Profile geben. Für die Standortbestimmung nutzt die App den «Live-Radar». Der kann variabel eingestellt werden, für 1 Kilometer Umkreis oder nur 200 Meter. Die Funktion zeigt per GPS, wo sich Flirtwillige gerade befinden. Die erscheinen auf dem Plan unter anderem als grüne Punkte oder als Herzen.
Um brauchbare Partnervorschläge auszuspucken, analysiert Zoosk das Ver- halten des Nutzers und will so dessen Geschmack treffen. Je aktiver der Nutzer, desto besser angeblich die Vorschläge. «Karussell» heisst das Spiel innerhalb der App, bei dem sich Leute kennen lernen können. Charmeure verschicken bei Zoosk virtuelle Rosen. Ab einem bestimmten Funktionsumfang werden Abo- gebühren fällig. Wer Kontakt zu jemandem aufnehmen will, muss zahlen.
1 Million Singles auf der Suche
Millionen nutzen weltweit Dating-Apps. Eine Überraschung ist dies nicht. 16 Prozent der Schweizer Frauen im Alter zwischen 20 und 39 lebt in einem Einpersonenhaushalt; dies sind dreimal so viele wie 1970. Der Anteil der Singles ist laut dem «Bund» doppelt so hoch wie auf dem Land. Und der Drang nach einem Partner ist gross. Eine Umfrage der Online-Partneragentur Parship.ch ergab, dass rund eine Million Schweizer Singles offen ist für eine neue Beziehung – allerdings nur jeder Neunte tut auch aktiv etwas dafür.
App überlässt Frauen den Entscheid
Dating-Apps sind da eine gute Hilfe. Oder wie es Paartherapeut Klaus Heer formuliert: «Ob Sie nun einen Platz in einer Wohngemeinschaft oder ein Occasionsauto suchen, letzten Endes sind Sie doch froh, wenn Ihnen jemand dabei hilft. Und genau das bieten diese Apps bei der Suche nach einem Partner.»
Allerdings werden Frauen auf solchen Apps auch immer wieder belästigt. Dagegen will Bumble etwas unternehmen. Bumble funktioniert zwar wie alle anderen gängigen Apps, aber ob ein Kontakt zu Stande kommt, entscheiden hier allein die weiblichen Nutzer. Sie haben, nachdem gegenseitiges Interesse bekundet wurde, 24 Stunden Zeit, den männlichen Nutzer anzusprechen. Bumble sei frei von «dreckigen Typen», wirbt der Anbieter. Einen ähnlichen Ansatz fährt Wyldfire. Hier sind Männer mit guten Manieren erwünscht. Nur auf Einladung oder Empfehlung einer App-Nutzerin dürfen sie mitmachen. So sollen primitive Anmachsprüche vermieden werden.
Nicht nur für Heteros stehen Dating-Apps zur Verfügung. Brenda richtet sich an Frauen, die andere Frauen suchen. Die Nutzerinnen können ihren Typ eingeben und darüber entscheiden, wer ihr Profilbild zu Gesicht bekommt. Grindr richtet sich an Schwule. Die Nutzer können ihren aktuellen Standort angeben. Was in Ländern, wo Homosexuelle verfolgt werden, gefährlich sein kann. Zumal es in der Vergangenheit eine Sicherheitslücke gab, über die Nichtnutzer der App an die Standortdaten der Nutzer kamen. Grindr reagierte. Unter anderem in Russland und Saudi-Arabien zeigt man die Standortdaten jetzt nicht mehr an.
Kein Tabu mehr
Ob für Homo- oder Heterosexuelle: Die Online-Partnersuche ist in der Bevölkerung angekommen. Laut der Umfrage von Parship.ch hätten 54 Prozent der Befragten kein Problem damit, zuzugeben, dass sie ihren Partner übers Internet kennen gelernt haben.
Christian hat derweil die grosse Liebe noch immer nicht gefunden.
Klaus Heer, Smartphone-Apps machen die Partnersuche einfach und bequem. Verändern sie aber auch unser Liebesleben?
Klaus Heer: Das glaube ich nicht. Früher ging man in den Jodelklub, um eine Frau oder einen Mann kennen zu lernen, heute benutzt man eine dieser Dating-Apps.
Man wischt auf seinem Smartphone ein Bild nach rechts, und schon kommt es zu einem Treffen. Macht dies Beziehungen nicht oberflächlicher?
Heer: Ob Sie nun einen Platz in einer Wohngemeinschaft oder ein Occasionsauto suchen, letzten Endes sind Sie doch froh, wenn Ihnen jemand dabei hilft. Und genau das bieten diese Apps bei der Suche nach einem Partner.
Eine tolle Sache also.
Heer: Man braucht diese Dinger nicht zu verteufeln. Aber man muss sich auch im Klaren sein: Die Art und Weise, wie sich zwei Leute kennen lernen, hat keinen Einfluss auf deren spätere Beziehung. Also: Wenn Paarvermittlungsfirmen einem mit «wissenschaftlichen» Tests vorgaukeln, wie genau zwei Personen zueinanderpassen, dann ist Misstrauen am Platz. Solche Tests sind nichts als clevere Marketingmassnahmen; sie schüren die falschen Erwartungen, die man ohnehin schon hat, wenn man eine Beziehung startet.
Klaus Heer: Das glaube ich nicht. Früher ging man in den Jodelklub, um eine Frau oder einen Mann kennen zu lernen, heute benutzt man eine dieser Dating-Apps.
Man wischt auf seinem Smartphone ein Bild nach rechts, und schon kommt es zu einem Treffen. Macht dies Beziehungen nicht oberflächlicher?
Heer: Ob Sie nun einen Platz in einer Wohngemeinschaft oder ein Occasionsauto suchen, letzten Endes sind Sie doch froh, wenn Ihnen jemand dabei hilft. Und genau das bieten diese Apps bei der Suche nach einem Partner.
Eine tolle Sache also.
Heer: Man braucht diese Dinger nicht zu verteufeln. Aber man muss sich auch im Klaren sein: Die Art und Weise, wie sich zwei Leute kennen lernen, hat keinen Einfluss auf deren spätere Beziehung. Also: Wenn Paarvermittlungsfirmen einem mit «wissenschaftlichen» Tests vorgaukeln, wie genau zwei Personen zueinanderpassen, dann ist Misstrauen am Platz. Solche Tests sind nichts als clevere Marketingmassnahmen; sie schüren die falschen Erwartungen, die man ohnehin schon hat, wenn man eine Beziehung startet.
Laut Umfragen spielt offenbar bei der Partnersuche nicht nur das Bild eines Kandidaten beziehungsweise einer Kandidatin eine wichtige Rolle, sondern auch die Art und Weise, wie der Auserwählte kommuniziert. Erstaunt Sie dies?
Heer: Mir gefällt, dass hier die Sprache als Ausdrucksmittel so bedeutsam ist. Wenn einer kräftige Oberarme oder einen gesunden Haarwuchs hat, sagt dies bestimmt weniger über die Nachhaltigkeit einer Partnerwahl aus, als wenn sich einer gut und pfiffig ausdrücken kann.
Wortgewandte sind also im Vorteil.
Heer: Sicher. Aber auch das Glück spielt eine Rolle. Das hat man bekanntlich nicht in der Hand.
Auf Dating-Apps stehen einem Hunderte von Kandidatinnen und Kandidaten zur Verfügung. Überfordert uns dies nicht?
Heer: Doch, doch. Das Blättern im Partnerkatalog kann mühsam und ermüdend sein. Manch einer wäre gewiss froh, wenn er es statt mit einer solch riesigen Auswahl mit einem leibhaftigen 20-köpfigen Jodelklub zu tun hätte.
INTERVIEW: DOMINIK BUHOLZER
Heer: Mir gefällt, dass hier die Sprache als Ausdrucksmittel so bedeutsam ist. Wenn einer kräftige Oberarme oder einen gesunden Haarwuchs hat, sagt dies bestimmt weniger über die Nachhaltigkeit einer Partnerwahl aus, als wenn sich einer gut und pfiffig ausdrücken kann.
Wortgewandte sind also im Vorteil.
Heer: Sicher. Aber auch das Glück spielt eine Rolle. Das hat man bekanntlich nicht in der Hand.
Auf Dating-Apps stehen einem Hunderte von Kandidatinnen und Kandidaten zur Verfügung. Überfordert uns dies nicht?
Heer: Doch, doch. Das Blättern im Partnerkatalog kann mühsam und ermüdend sein. Manch einer wäre gewiss froh, wenn er es statt mit einer solch riesigen Auswahl mit einem leibhaftigen 20-köpfigen Jodelklub zu tun hätte.
INTERVIEW: DOMINIK BUHOLZER
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor